Rekonstruktion des Mosaiks

von Dr. Werner Kruck

Wer sich mit dem Alexandermosaik befasst, wird sich füher oder später fragen, wie dieses Meisterwerk wohl einmal vor seiner Beschädigung ausgesehen hat.

Ölbild vom Alexandermosaik

Auf der Suche nach brauchbaren Informationen fand ich auf der Webseite von Helmut Klatt diese einmalige Fotografie eines Ölgemäldes direkt aus dem Archeologischen Nationalmuseum von Neapel (MANN), in dem sich das Original-Mosaik aus Pompeji befindet. Von dem unvollständigen Mosaik gibt es ja viele Bilder, aber was links davon hängt, das Ölgemälde, wird scheinbar nur von wenigen beachtet. Damit war die Spur aufgenommen, wenngleich dieses Foto noch nicht geeignet war als Vorlage für ein neu zu legendes Mosaik. Durch die Lichtreflexionen sind ausgerechnet auf der linken Bildseite, wo das Mosaik die größten Lücken aufweist, die Details nicht erkennbar. Es ging nicht anders: ich musste nach Neapel.

An meinem 49sten Geburtstag war es so weit. Meine Frau hat sich Urlaub genommen, die Kinder waren versorgt, der Flug gebucht. Ich durfte mir einen Herzenswunsch erfüllen. Den Reisebericht gibt es an anderer Stelle.

Sie sehen hier als nächstes eine technisch aufbereitete Fotografie des Ölbildes. Natürlich gibt es von den kritischen Stellen noch bessere Detailbilder. Ob das Mosaik wirklich je so ausgesehen hat, ist ungewiss. Das Bild wurde unmittelbar in den Jahren nach der Entdeckung des Mosaikes (1831) gemalt, aber völlig offen ist, aufgrund welcher Informationen das Bild genau so ausgefallen ist. Hat man bei der Ausgrabung evtl. noch mehr erkennen können als letztlich geborgen wurde? Wie auch immer. Selbst wenn alles auf reiner Fantasie beruhen würde, ist die Komposition doch in sich stimmig.

Ölbild vom Alexandermosaik

Mit meiner Beute zog ich glücklich wieder Heim und war dem eigentlichen Traum, ein vervollständigtes Mosaik der Alexanderschlacht anzufertigen, einen großen Schritt näher gekommen.

Arbeitsgrundlage bei Mosaikherstellung

Im nächsten Schritt ging es um die Herstellung der Lege-Vorlage. Jedes Mosaik muss erst einmal von Hand vorgezeichnet werden, denn wenn später die Steine verlegt werden, sitzt man direkt davor und hat keinen Überblick mehr hinsichtlich der Formen und Proportionen. Über die gemalte Vorlage kommt eine Kunststofffolie und darüber ein Armierungsnetz, wie es auch auf dem Bau in den Verputz von Aussenfassaden eingearbeitet wird. Durch die Löcher des Netzes hindurch kann man die Vorlage noch sehen, während das Netz andererseits fest genug ist, um die aufgeklebten Mosaiksteine zu halten. Später bei der Verlegung kann dann der Klebemörtel rückseitig durch die Maschen des Netzes an den Stein und verbindet diesen mit dem Mauerwerk.

Wegen des hohen Gewichtes haben wir uns dennoch entschlossen, die erste Kopie des Alexandermosaiks nicht in der Originalgröße von 582 x 313 cm herzustellen, sondern verkleinert auf 420 x 180 cm. Auch dieses Mosaik wiegt bereits 130 Kg und besteht aus ca. 150.000 Steinen.

Doch zugegeben, das Original-Mosaik ist weit gewaltiger und imposanter. Während wir mit 2-3 Steinen/cm2 arbeiten, liegen beim Original 5-6 Steine/cm2. Auf die Gesamtfläche gesehen, haben die Mosaikleger von Pompeji also ca. 1 Mio. Steinchen verarbeitet. Eine wahrlich gigantische Leistung. Bereits die Anfertigung der unvollständigen Kopie des in Neapel ausgestellten Mosaiks, die jetzt in Pompeji liegt, hat über 500.000 € gekostet. Auf diesem Niveau und in dieser Liga, konnten und wollten wir nicht mitspielen.

Uns ging es um einen vollständigen und korrekten Gesamteindruck des Mosaikes, nicht um eine Reproduktion die archeologischen Ansprüchen genügt. Doch auch unsere Kopie musste erst einmal gemalt werden: 480 x 180 cm.

Ölbild vom Alexandermosaik

Nach dieser Vorlage enststand das hier abschließend zu sehende Mosaik. Es kann erworben werden über unseren Objektkatalog.

Rekonstruktion des Alexandermosaiks